Aktien-Analyse: Apple

Eventuell hat es manch einer schon am Ende des letzten Artikels vermutet. In diesem Beitrag geht es um das derzeit wertvollste Unternehmen der Welt: Apple. Viele denken dabei vermutlich zuerst ans iPhone. Und natürlich spielt das iPhone jetzt und auch in Zukunft eine große Rolle. Nur eventuell eine Andere als derzeit. Ich möchte hier deshalb einen möglichst umfassenden Überblick geben, weshalb Apple weiterhin ein spannendes Unternehmen ist. Und in welche Richtung sich der Konzern zukünftig entwickeln könnte.

Was macht Apple?

Apple ist ein US-amerikanisches Technologieunternehmen, das Soft- und Hardware vertreibt. Besonders bekannt ist Apple für seine Smartphones (iPhone), Tablets (iPad) und Computer (iMac, MacBook). Dazu gesellen sich neuerdings auch Kopfhörer (AirPods) und Uhren (Watch) sowie Streaming-Dienste (Apple Music, TV+) und der Zahlungsdienst Apple Pay.

Das iPhone

Es ist begehrt. Besitzt Kultstatus. Teilweise übernachten Menschen vor den Apple Stores, um eines der ersten neuen iPhones zu ergattern. Zwar hat der Hype mittlerweile etwas nachgelassen. Dennoch ist das iPhone noch immer die Cash-Cow bei Apple.

Der Umsatz betrug für 2018 stolze 166,7 Milliarden Dollar. Das ist mehr als die Hälfte des Umsatzes, den Apple insgesamt macht (rund 260 Milliarden Dollar).

Umsatz mit iPhones von 2008 bis 2018

Spannend zu sehen ist, dass Apple zwar mehr Umsatz mit den iPhones macht, jedoch gleichzeitig nicht mehr iPhones verkauft. Tatsächlich stagnieren die Verkäufe seit 2015. In 2019 kam es sogar zu einem deutlichen Rücksetzer. Seit 2019 veröffentlicht Apple jedoch keine Absatzzahlen mehr, weshalb die Zahlen für 2019 von IDC geschätzt sind.

Absatz von iPhones weltweit 2007 bis 2019

Mehrere Faktoren spielen hier eine Rolle. So sind einige Konkurrenten auf den Markt gekommen (Huawei, Xiaomi,…) die leistungsstarke und gleichzeitig günstige Smartphones produzieren. Hier hat Apple Marktanteile verloren. Zudem setzt Apple weiterhin auf sehr hochpreisige Geräte. Das letzte „günstige“ Smartphone war 2016 das iPhone SE für rund 480 Euro. Gleichzeitig werden weltweit auch nicht mehr Smartphones verkauft. Die Zahlen stagnieren bei rund 1,56 Millarden verkauften Geräten pro Jahr.

Verkaufte Smartphones weltweit 2007 bis 2020

Trotz dieser Dämpfer ging der gesamte Umsatz 2019 nur geringfügig zurück und befindet sich weiterhin dicht am Allzeithoch von 2018.

Umsatz Apple weltweit 2004 bis 2019

Wie schafft Apple das? Und muss man sich Sorgen machen um die einbrechenden iPhone-Verkaufszahlen?

Nein.

Denn die verkauften iPhones sind nur die halbe Wahrheit. Man muss auch einen Blick auf die insgesamt verwendeten iPhones weltweit werfen. Denn oft werden iPhones nach dem Gebrauch nicht verschrottet, sondern weiterverkauft – denn im Durchschnitt halten iPhones länger als die Smartphones anderer Hersteller.

Verwendete iPhones 2015 bis 2021 weltweit – Studie von JP Morgan

Hier sieht nichts nach einem Rückgang aus. Weltweit werden immer mehr Geräte verwendet. 2021 wächst die Nutzerbasis laut JP Morgan auf rund 1,4 Milliarden an. Von 2017 aus gesehen ist dies ein Anstieg um 38% oder 8,4% pro Jahr.

Services und Apple Pay

Es liegt also nahe, die wachsende Nutzerbasis zu monetarisieren. Und das tut Apple. Die Sparte „Services“ wächst stetig. Dahinter verbergen sich der App Store, Apple Music, Apple Pay und noch weitere Dienste (iCloud, Apple Care, …).

Wachstum der „Services“ pro Quartal

Aus den „Services“ habe ich diese drei Dienste (App Store, Apple Music, Apple Pay) besonders hervorgehoben. Hier wächst Apple weiterhin stark.

Der App Store

Anzahl der verfügbaren Apps im App Store

Apple verdient immer mit. Entweder, wenn innerhalb der App etwas dazu gekauft wird oder beim Kauf von kostenpflichtigen Apps. Auch beim Abo-Modell, welches derzeit beliebter wird, zwackt Apple seinen Teil ab. Wird zum Beispiel das Abo bei Spotify über den App Store abgeschlossen, behält Apple pro Zahlung einen Teil ein.

Apple Music

Ähnlich wie Spotify wächst auch der Streaming-Dienst Apple Music mit großem Tempo. Die Anzahl der zahlenden Abonnenten (Apple hat keine Gratis-Version) steigt kontinuierlich an. In 2019 nutzen bereits 60 Mio. Menschen den Dienst von Apple. Damit ist Apple Music die Nummer zwei (wenn auch weit abgeschlagen) hinter Spotify mit rund 120 Mio. Abo-Kunden (gesamt: 260 Mio. Nutzer).

Apple Pay

Kontaktloses Bezahlen gewinnt an Popularität. Viele Kreditkarten sind bereits mit der Funktion ausgestattet und die Nutzungszahlen steigen rasant an. Mit Apple Pay bekommt man eine virtuelle Kreditkarte (von MasterCard) auf das Smartphone. Ähnlich wie beim Bezahlen per physischer Karte hält man hierbei das Smartphone vor das Bezahl-Terminal und kann somit seinen Einkauf abrechnen. Nützlich – besonders für die Generation Smartphone (Millennials und später), die nicht ständig ein Portemonnaie mit sich rumschleppen möchte und sowieso schon viele Dinge mit dem Smartphone beziehungsweise digital erledigt. Auch Geld senden und empfangen ist per Apple Pay möglich.

Nutzer von Apple Pay US und weltweit bis Oktober 2018
Digitale Bezahlvorgänge im Vergleich 2016 und Prognose 2021

Bezahlt werden kann jedoch nicht nur mit dem Smartphone. Auch mit der Apple Watch sind Zahlungen möglich.

Wearables: Apple Watch, AirPods

Mit der Apple Watch ist dem Unternehmen ein großer Wurf gelungen. Quasi unbemerkt ist Apple zum größten Uhrenhersteller der Welt aufgestiegen und hat beim Absatz die gesamte Schweizer Uhrenindustrie abgehängt. Aber nicht nur das: Apple dominiert den gesamten Markt für Smartwatches mit großem Vorsprung.

Mit der Apple Watch ist vieles möglich, was auch ein Smartphone kann: Telefonieren, Nachrichten schreiben, kontaktlos bezahlen, Musik hören,… . Zudem kann man mit der Apple Watch seine Trainingseinheiten aufzeichnen und die Smartwatch schafft es sogar, ein 1-Kanal-EKG zu erstellen. Dadurch kann die Uhr schon frühzeitig Herzprobleme erkennen und im Notfall sogar einen Arzt kontaktieren. Bei einer Patientin der MHH hat die Apple Watch zum Beispiel ein Vorhofflimmern festgestellt, das später in einem 12-Kanal-EKG auch bestätigt werden konnte.

EKG der Apple Watch zeigt Vorhofflimmern (Bild: Mac & i)

Derzeit wächst das Segment „Wearables“ bei Apple jährlich um rund 50 Prozent. Auch mit der neuen Apple Watch 5 werden wieder Verkaufsrekorde erwartet. Doch nicht nur die Apple Watch, auch die AirPods sind echte Bestseller. Sie sind laut einer Umfrage unter US-Teenagern das meistgewünschte Produkt. Und auch die (geschätzten) Absatzzahlen können sich durchaus sehen lassen.

Absatzzahlen von Apple AirPods 2017 – 2021 (geschätzt)

Eine kleine Rechnung, um zu zeigen, in welchen Dimensionen sich alleine die AirPods bewegen. Geht man von einem mittleren Verkaufspreis von 160 bis 200 Dollar aus, – bei einem Absatz von 100 Mio. Stück – würde dies einen Umsatz von rund 16 bis 20 Milliarden Dollar bedeuten. Nur mit Kopfhörern. Zum Vergleich: So viel Umsatz macht Apple derzeit mit seinen iPads.

Apple: Jährlicher Umsatz verschiedener Produktgruppen ohne iPhone

Und was könnte in Zukunft noch zu den „Wearables“ dazukommen? Es wird spekuliert, dass Apple derzeit an einer smarten Brille arbeitet. Ähnliche Pläne gab es schon von Google und auch Facebook entwickelt, zusammen mit Luxottica (Ray-Ban,…), eine AR-fähige Brille.

Trotz (oder gerade wegen) gleichbleibender Verkaufszahlen beim iPhone öffnen sich für Apple weiterhin neue Märkte. Dass Apple es schafft, mit seinen Produkten die bisherigen Marktführer zu verdrängen und signifikante Marktanteile zu erobern, zeigt sich zum Beispiel an den 5-Jahres-Charts von Fossil oder Fitbit.

Fundamentaldaten

Gewinn pro Aktie

Zum Schluss werfen wir noch einen Blick auf die Fundamentaldaten.

Der Gewinn pro Aktie schwankt leicht, weißt jedoch auf ein stetiges Wachstum hin. Bis 2022 soll der EPS um rund 7,5% pro Jahr ansteigen. Oben in der Tabelle stehen die Jahre, unten der Gewinn pro Aktie in Dollar.

’10’11’12’13’14’15’16’17’18’19’20e’21e’22e
2,246,45,76,59,38,49,312121314,816
Gewinn pro Aktie und Kursverlauf von Apple

Umsatz

Auch der Umsatz soll wieder anziehen und bis 2022 um etwa 3,8% pro Jahr von jetzt rund 265 Mrd. auf 308 Mrd. Dollar zulegen.

201820192020e2021e2022e
265260275295308

Eigenkapital/Buchwert

Der Buchwert pro Aktie soll ungefähr auf gleichem Niveau bleiben. Der freie Cashflow bleibt konstant bei zirka 65 Mrd. Dollar. Die Barmittel betragen bis 2022 schätzungsweise 83 Mrd. Dollar.

’16’17’18’19’20e’21e’22e
2426,222,520,419,721,621,6

Zukünftige Bewertung und mögliches Kursziel

Spannend bei Apple ist die Aussicht auf eine KGV-Expansion. Bisher wurde Apple eher mit einem KGV von 12 bis 16 bewertet. Im Schnitt der letzten Jahre ergibt sich ein KGV von 14. Manche Investoren (darunter u.a. Warren Buffett, dessen Depot zu 25% aus Apple-Aktien besteht) gehen davon aus, dass Apple mit der Zeit eher als Konsumgüterhersteller eingestuft wird. Ähnlich wie Coca-Cola, Pepsi, Nestlé, ect. Diese besitzen ein durchschnittliches KGV von etwa 20. Und auch, dass Apple seine Ausschüttungsrate (Dividenden) noch weiter vergrößern könnte. Derzeit beträgt die Ausschüttungsrate rund 23%.

In meine Berechnungen habe ich versucht, das geschätzte Gewinnwachstum und eine mögliche KGV-Expansion einzubeziehen und dadurch ein mögliches Kursziel in 10 Jahren zu erhalten.

JahrAkt. EPSWachstumKGVEPS in…JahrenKurs
012714
171412,8180
271413,7192
371414,7206
481615,8222
591617,3277
6101719305
782020,5350
892022,4448
972024480
1072025,6513

Stimmen meine Annahmen halbwegs, könnte Apple in 10 Jahren bei etwa 513 Dollar/Aktie stehen. Wer beim jetzigen Kurs (235 Dollar) kauft, würde einen jährlichen Ertrag von ungefähr 8 Prozent pro Jahr erzielen. Hier kommen jedoch auch noch die Dividenden dazu. Derzeit sind das 3,17 Dollar pro Aktie. Ab 2021 soll diese 3,81 Dollar betragen. In 10 Jahren könnten daraus – bei einer jährlichen Steigerung von 12 % – bereits 9,85 Dollar werden.

Prognose Kursziel Apple in 10 Jahren

Derzeit kratzt Apple bereits an einem KGV von 20. Dank der vermutlich steigenden Gewinne in den nächsten Jahren wird Apple aber bereits 2022 wieder auf ein KGV von unter 15 zurückkehren. Wer Apple noch vorher zu einem solchen KGV abstauben möchte, der sollte auf Kurse von 180 bis 190 Dollar warten.

EPS, Kurs und KGV von Apple
KGV und durchschnittliches KGV von Apple

Fazit

Durch seine große installierte Gerätebasis und weiteren Innovationen/Produkten wie der Apple Watch, den AirPods, Apple Pay, … besitzt Apple eine gute Ausgangslage, um auch in Zukunft weiter stabile Gewinne zu erwirtschaften. Eine mögliche KGV-Expansion und weiter steigende Dividenden im zweistelligen Prozentbereich tragen ebenso zu einem aussichtsreichen Gesamtbild bei.

Leider konnte ich Apple in meinem Wikifolio noch nicht auf die Zielmarke von etwa 5 – 8 Prozent des Depots aufstocken. Apple bleibt jedoch eine feste Position und wird weiter ausgebaut, sobald attraktive Kurse vorhanden sind.

Die Analyse gibt es dieses Mal neben dem Excel-Sheet auch als PDF. Das PDF ist auf mobilen Geräten leichter lesbar – jedoch können hier keine Änderungen vorgenommen und daher keine eigenen Szenarien durchgerechnet werden. Vielen Dank an der Stelle für’s Lesen 😉

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