Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende entgegen. Zeit also für die Jahres-Bilanz. Was lief gut und welche Aktien konnten überzeugen – und was verlief nicht ganz nach Plan. Zudem versuche ich, schon einen vorsichtigen Ausblick auf 2021 zu geben.
Inhalt
- Die Depot-Performance
- Die Top-Performer 2020
- Die Under-Performer 2020
- Ausblick 2020 – Was mir der Kaffeesatz verraten hat
Die Depot-Performance
Welches Thema die Börsenkurse dieses Jahr hauptsächlich beeinflusst hat wissen wir alle zur Genüge: das Corona-Virus alias Sars-CoV-2. Zuerst nur für ein auf China begrenztes Problem behandelt, breitete sich der Erreger in den folgenden Monaten über immer mehr Länder aus. Das öffentliche Leben und der Handel kamen quasi zum Erliegen, die Börsen fielen um rund 30 Prozent. Auch mein Depot verlor in der Spitze um etwa 33 Prozent an Wert.
Die Interventionen der Notenbanken und die Konjunkturprogramme vieler Länder brachten dann ab März einen Aufschwung an den Börsen.
Besonders Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf der Digitalisierung beruht, wurden schnell als die Sieger der Krise identifiziert. Gewinner waren diese Unternehmen zwar meistens schon vorher – die Corona-Krise hat jedoch einen wahren Sprung in Richtung „digitale Welt“ bewirkt.
Den Kursverfall, und auch die anschließende Erholung, habe ich genutzt und meine Cash-Quote peu à peu weiter abgebaut. Das Ergebnis:
Vom 26.12.19 bis 26.12.20, also über genau 1 Jahr, steht mein Depot knapp 30 Prozent im Plus. Der S&P 500 (+15 Prozent), MDAX (+6 Prozent), MSCI World (+5 Prozent) und der DAX (+3 Prozent) liegen dieses Jahr im Vergleich meilenweit zurück.
Was das Ergebnis in Euro bedeuten würde? Aus 10.000 Euro sind im Depot 13.000 Euro geworden, mit einem ETF auf den S&P 500 11.500 Euro, der MDAX hat es auf 10.600 Euro gebracht und der DAX auf 10.300 Euro.
Auch mein öffentlich einsehbares Depot auf Wikifolio („Vidulum“) hat sich dementsprechend entwickelt. Ein (großer) Index hat mich jedoch wieder einmal geschlagen. Trommelwirbel:
Die NASDAQ. Wer hier in einen ETF investiert und einfach nichts getan hat, der hat aus theoretisch angelegten 10.000 Euro sogar rund 14.000 Euro gemacht.
Über zwei Jahre sehen die Ergebnis übrigens so aus: Depot (+74 Prozent), S&P 500 (+53 Prozent), MSCI World (+41 Prozent), DAX (+29 Prozent) und NASDAQ (+90 Prozent).
Die Top-Performer 2020
Diese Aktien haben meine Performance 2020 besonders positiv beeinflusst:
Leider nicht auf Wikifolio handelbar, dafür aber im privaten Depot vertreten: Pinterest. Von rund 20 Dollar auf über 70 Dollar pro Aktie oder um 288 Prozent konnte der Kurs zulegen. Damit hat sich das Unternehmen dieses Jahr – zumindest in meinem Depot – den ersten Platz unter den Top-Performern sichern können.
Square
Beim letzten Jahresrückblick noch unter den Top-Verlierern – und dieses Jahr auf dem zweiten Platz der Top-Gewinner: Square. Um satte 235 Prozent konnte die Aktie zulegen.
Wer mehr über Square erfahren möchte – und weshalb ich weiterhin in dem Unternehmen investiert bleibe – findet hier eine Aktien-Analyse von mir.
The Trade Desk
Schon seit einigen Jahren feiert das Unternehmen, das die Digitalisierung des Werbemarktes vorantreibt und sich mehr und mehr als Konkurrent für Google, Facebook und Co. etabliert, einen wahren Siegeszug. Und auch dieses Jahr war wieder äußerst erfolgreich: Um 216 Prozent konnte der Aktienkurs zulegen.
Eine tolle Analyse über das doch noch relativ unbekannte Unternehmen findest du hier auf dem Blog von The Digital Leaders Fund.
Die Under-Performer 2020
Es gab jedoch auch Aktien, die 2020 nicht wirklich überzeugen konnten. Und auch einen kompletten Fehlgriff.
Wirecard
Ich glaube, zu dieser Aktie muss nicht mehr viel gesagt werden. Noch immer ist es schwer zu verstehen, wie verschiedene Prüfinstanzen über Jahre hinweg getäuscht werden konnten. Allen voran die Wirtschaftsprüfer von EY.
Aber die positive Seite an der Geschichte: Mein Risikomanagement und der Grundsatz, dass eine einzelnen Position nicht mehr als 10 Prozent des gesamten Depots – besonders in einer kritischen Unternehmensphase – ausmachen darf, hat sich bewährt. Insgesamt hat mich das Wirecard-Debakel somit „nur“ etwa 2 Prozentpunkte an Gesamt-Performance gekostet.
Der Wirecard-Skandal war bei mir auch einer der Gründe, mich endgültig von meinen China-Aktien zu trennen. Die Chancen mögen groß sein. Die Risiken, die eine Investition in China mit sich bringt, sind meiner Ansicht nach als Privatanleger jedoch nur sehr schwer oder gar nicht abzuschätzen. Siehe Luckin Coffee, die erneuten Vorwürfe gegen Joyy (YY) oder den geplatzten Börsengang der Ant Group.
Cancom
Das IT-Systemhaus hatte 2020 mit einigen Problemen zu kämpfen. Und auch 2021 wird wohl noch kein perfektes Jahr für Cancom werden. Die Aktie ist im Wikifolio mit nur rund 2 Prozent gewichtet. So wird es vorerst auch bleiben.
CTS Eventim
Für die Veranstaltungsbranche war 2020 ein totaler Reinfall. Davon ist natürlich auch CTS Eventim massiv betroffen (gewesen). Gegenüber anderen Veranstaltern besitzt CTS Eventim aber noch einige Cash-Reserven und wird die Krise daher durchaus überleben. Möglicherweise wird sich die Krise für Eventim sogar bezahlt machen, da einige Konkurrenten vom Markt verschwunden sind. Wie sehr Eventim davon profitiert hängt natürlich auch davon ab, ob wir 2021 (hoffentlich) wieder eine Normalisierung des öffentlichen Lebens und dementsprechend ein „Wiedererwachen“ der Freizeit- und Touristikbranche sehen werden.
Ausblick 2021 – Was mir der Kaffeesatz verraten hat
Auch 2021 könnte wieder ein gutes Jahr für Aktionäre werden. Zwar erwarte ich keine +15 Prozent oder mehr im S&P 500, sondern eher etwa +5 bis +8 Prozent. Und auch im privaten Depot/Wikifolio tippe ich eher auf 12 – 15 Prozent; und nicht auf +30 Prozent wie in diesem Jahr. Manche mögen diese Schätzungen für optimistisch halten (was ich auch meistens bin). Aber die Begründung ist relativ simpel:
Kämpfe nicht gegen die Zentralbanken.
Denn die Marschrichtung der Zentralbanken lautet weiterhin: Ultralockere Geldpolitik und „Whatever it takes“. Anders wird es auch kaum möglich sein, die (Staats-)Schulden zu finanzieren und die Wirtschaft einigermaßen unbeschadet am Laufen zu halten. Und da sich die Bewertungen von Aktien unter anderem an den Renditen von (sicheren) Staatsanleihen orientieren, bedeuten sinkende Renditen bei Staatsanleihen steigende Kurse an der Börse. Stichwort: TINA (There is no Alternative).
Oder wie André Kostolany sagte:
„Wenn die Zinsen fallen, dann muss man in die Börse einsteigen, ohne großes Wenn und Aber.“
Dennoch sehe ich natürlich auch, dass viele (Tech-)Aktien wie etwa „The Trade Desk“ oder „Cloudflare“ schon extrem hoch bewertet sind. The Trade Desk kommt bei einem Umsatz(!) von 1 Mrd. USD auf eine Bewertung von etwa 50 Mrd. (Umsatz*50), Cloudflare bei 423 Millionen Umsatz auf eine Bewertung von 26 Mrd. (Umsatz*60).
Es sollte klar sein, dass durch diese Bewertungen kaum noch „sicheres“ Kurs-Potential nach oben, aber viel Risiko nach unten besteht. Und es gibt noch ganz andere Beispiele, die noch abstruser bewertet sind. Im nächsten Jahr könnte es also durchaus passieren, dass einige der „Hoffnungsträger“ wieder auf dem Boden der Tatsachen ankommen.
Etwas kritisch sehe ich auch die neue, junge „Trader-Kultur“ à la „Robinhooder„, die Aktien – teils mit großem Hebel und im Stunden-Takt – kaufen und verkaufen. Begleitet von TikTokern (#fintok), Instagrammern, YouTubern ect, die eher zweifelhafte Investments und „Strategien“ in 30 Sekunden-Clips hypen und riesige Renditen versprechen. Es gibt schon einige Personen, die hierbei teilweise ihre kompletten Ersparnisse versenkt haben.
Weniger Stress, mehr Freizeit und gleichzeitig mehr Geld hätten die allermeisten wohl gehabt, wenn sie sich einfach einen ETF auf einen großen Index (World, S&P 500,…) ins Depot gelegt und dann bei -10 Prozent, -15 Prozent, -20 Prozent ect. gestaffelt nachgekauft hätten.
Bis zum nächsten Jahr
Auch 2021 werde ich hier wieder meine Gedanken mit euch teilen und freue mich über jeden Kommentar/jede E-Mail von euch. Ob Lob, Kritik oder Anregungen – sehr gerne tausche ich mich mit euch aus und profitiere auch von anderen Sicht- und Herangehensweisen. Allgemein freue ich mich über das rege Interesse und die mittlerweile knapp 3.000 Besucher pro Monat auf meinem Blog.
Bedanken möchte ich mich auch insbesondere noch einmal bei Freunden und meiner Familie, die mir immer mit Rat und Tat zur Seite stehen und ohne die so manche Idee wohl gar nicht entstanden und hätte umgesetzt werden können.
Damit verabschiede ich mich an dieser Stelle wünsche allen ein schönes neues Jahr 2021.