Der Januar ist schon wieder Vergangenheit und somit ist es Zeit für ein Depot-Update. Hier halte ich meine Aktien-Käufe und -Verkäufe fest. Zudem gibt es noch einmal einen Rückblick über interessante Themen des vergangenen Monats und ich wage einen Ausblick, was uns im kommenden Monat erwarten könnte.
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„Furcht“ vor steigenden Zinsen sorgt für Kursverluste
Auch die FED hebt (wie erwartet) infolge der deutlich anziehenden Inflation sowie des stabilen Arbeitsmarktes die Leitzinsen an. Als Voraussetzung für die steigenden Zinsen werden zudem die Anleihekäufe bis März beendet; im Fachjargon wird dies als „Tapering“ bezeichnet. Ebenso will die FED ihre Bilanzsumme von mittlerweile rund 9 Billionen Dollar abbauen.
Diese Mischung hat bei „zins-sensitiven“ Anlagen – etwa bei (unprofitablen) Tech-Aktien – zu Abverkäufen geführt. Die NASDAQ 100 musste daher, vom Hoch aus gesehen, ein Minus von rund 17 Prozent hinnehmen. Stand heute wurden diese Verlust aber auf rund -10 Prozent eingegrenzt. Auch der S&P 500 war kurzzeitig mit etwa -12 Prozent im Bereich einer Korrektur.
Im Grunde ist das der normale Schwankungsbereich für gut kapitalisierte Indizes und solche Bewegungen sollten keinen Anleger wirklich aus der Fassung bringen. Ich bediene mich hier einmal eines schönen Ausspruches, den Michael Kissig von intelligent-investieren.net die Tage auf Twitter gepostet hat:
Interessanter ist jedoch, was sich „unter der Oberfläche“ der Indizes abspielt. Hier rumort es kräftig.
Wie schon angeschnitten wurden besonders Tech-Aktien abgestraft, darunter viele der beliebten „Covid-Gewinner“-Titel. Hier sehen wir mitunter Korrekturen von 60 Prozent und mehr vom Hoch aus gesehen. Aufgrund der teilweise ausufernden Überbewertung war es recht offensichtlich, dass eine starke Gegenbewegung nach unten irgendwann folgen musste. Dass diese jedoch derart rasant ausfällt hat auch mich fasziniert.
Solche Abverkäufe bieten jedoch auch immer wieder Chancen, da neben den tatsächlich überbewerteten Titeln auch Aktien aus den Portfolios geworfen und somit „billig“ werden, die eigentlich ein sehr solides und profitables Geschäftsmodell aufweisen. Ein paar Beispiel von meiner Watchlist bzw. aus meinem Depot:
Adobe wurde charttechnisch bis auf eine wichtige Unterstützungslinie abverkauft, fundamental betrachtet (KGV, Unternehmenswert/EBITDA, Kurs/Buchwert, Marktkapitalisierung/Umsatz) ist die Aktie so günstig wie seit 2016 nicht mehr.
Paycom hat ebenfalls eine charttechnisch starke Linie erreicht, die so nur im Corona-Tief knapp getestet wurde. Nach Bewertungsmaßstäben für Growth-Werte ist der Titel zwar noch immer nicht „günstig“ (Unternehmenswert/Umsatz beträgt 2023e noch immer rund das 11-fache), wäre damit aber sozusagen für den Preis von 2017 zu haben, obwohl sich die Marktstellung deutlich verbessert hat.
Qualys wurde zwar nicht „abverkauft“, kann damit jedoch als Beispiel für relative Stärke dienen. Auch das kann durchaus ein positives Signal sein.
Die Liste könnte ich noch mit vielen Titeln fortsetzen, ich hoffe jedoch, dass mein Standpunkt klar geworden ist: Man sollte eine Aktie nicht nur aus dem Grund kaufen, weil diese grade steigt und auch nicht vorschnell auf den Verkaufen-Button drücken, weil sie derzeit fällt. Meiner Meinung nach sollte man sich Regeln definieren, sowohl was die Fundamentaldaten eines Unternehmens als auch die Charttechnik der Aktie angeht, mit denen man Kauf-/Nachkauf-/Verkaufs-Punkte findet und somit sein Handeln an der Börse standardisieren kann.
Und wer sich nicht wirklich mit solchen Analysen beschäftigen möchte oder seine Zeit lieber anderweitig verbringt, für den habe ich an dieser Stelle auch eine einfache Formel, die ich schon in einigen Artikeln erwähnt habe und vermutlich auch noch öfter hervorheben werde:
Kaufe ETFs auf z.B. den MSCI World und/oder S&P 500, richte einen Sparplan ein und wenn die Indizes 10 Prozent, 15 Prozent, 20 Prozent, ect. im Minus stehen, lege eine Extra-Rate nach. Zeitaufwand: Etwa 5 Minuten pro Tag.
Käufe und Verkäufe im Januar
Im Januar gab es etwas Bewegung im Depot:
Verkäufe:
- Etsy (komplette Position verkauft bei 177 Euro; Gewinn: +8,6 Prozent)
- Arista (Hälfte der Position verkauft; Gewinn: 146 Prozent)
(Nach-)Käufe:
- Adobe, Paycom, Qualys (jeweils knapp 1 Prozent nachgekauft; Positionen in Paycom und Qualys damit etwa verdoppelt)
Die Depot-Zusammensetzung sieht damit wie folgt aus:
Fazit
Vermutlich wird uns die Volatilität noch erhalten bleiben und es ist auch nicht auszuschließen, dass wir nochmals einen Rückgang der Kurse erleben werden. Unter anderem blicke ich mit etwas Skepsis auf die wieder sehr hoch ausfallenden US-Wertpapierkredite, die zuletzt Höchststände verzeichnet haben. Fallen die Kurse, könnten die Kreditnehmer in Bedrängnis kommen, ihre Aktien verkaufen zu müssen, wodurch eine Abwärtsspirale in Gang kommen könnte.
Zudem scheint sich der Baumarkt in China deutlich zu verlangsamen. Caterpillar hat in seinem Quartalsbericht zuletzt darauf hingewiesen, dass diese Entwicklung zu einem „[…] Rückgang der Verkaufszahlen von Baggern mit einem Gewicht von 10 Tonnen und mehr um 10 bis 50 % führen könnte.“ Das könnte insofern problematisch sein, als dass rund 70 Prozent des Haushaltsvermögens der Chinesen in Immobilien stecken und etwa 25-35 Prozent der chinesischen Wirtschaft vom Immobiliensektor abhängig sind. Dazu kommt, dass etwa 22 Prozent aller Wohnungen und Häuser in China leer stehen, das Angebot also die Nachfrage weit übersteigt. Fällt also das Wachstum dieses Sektors oder dreht sogar ins Negative, hat dies auch Auswirkungen auf die globale Weltwirtschaft.
Das sind bisher nur Szenarien, die ich genauer im Blick behalte und diese können sich auch als heiße Luft erweisen. Im Großen und Ganzen bin ich jedoch, besonders was die Entwicklung in den USA betrifft (und etwas zaghafter positiv eingestellt bei der wirtschaftlichen Agenda der EU), weiterhin zuversichtlich, dass sich das Investieren auch dieses Jahr wieder lohnen wird.