Kaufen, wenn andere ängstlich sind: Fear & Greed-Index

So lautet eine bekannte Börsenweisheit. Diese umzusetzen fällt jedoch manchmal ziemlich schwer. Denn man macht dann genau das Gegenteil von dem, was „die Anderen“ machen. Man kauft Aktien, wenn andere sich davon trennen wollen. Doch wann überwiegt die Angst und wann die Gier? Der Fear & Greed Index misst die emotionale Lage an der Börse und liefert uns gute Anhaltspunkte.

Der Fear & Greed Index

In einem der vorherigen Artikel ging es darum, wie man mit dem LEI die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes verfolgen kann. Hier werden die realen Daten und Fakten gesammelt und in einem Index vereint. Der Fear & Greed Index hingegen beleuchtet die psychologische Seite der Anleger im Markt. Mithilfe von 7 Indikatoren wird bestimmt, ob Angst oder Gier vorherrscht.

  • Momentum des S&P 500: Wie weit ist der S&P500 von seiner 125-Tage-Linie entfernt?
  • Stärke der Aktien: Wie viele Aktien haben neue 52-Wochen-Hochs und -Tiefs erreicht?
  • Breite der Aktienkurse: Ansteigendes oder absteigendes Handelsvolumen.
  • Put- und Call-Optionen: Wie viele Akteure wetten auf steigende oder fallende Kurse?
  • Nachfrage nach Junk-Bonds: Der Abstand zwischen Anleihen mit guter und schlechter Bonität.
  • Marktvolatilität: Hier wird auf den VIX (CBOE Volatility Index) zurückgegriffen. Drückt die erwartete Schwankungsbreite des S&P500 aus.
  • Nachfrage nach „sicheren Häfen“: Renditedifferenz zwischen Aktien und Staatsanleihen.

Jeder Indikator bekommt eine Punktzahl von 0 bis 100. Am Ende wird alles – gleich gewichtet – zusammengerechnet. Hieraus resultiert dann der finale Index. 0 steht für extreme Angst, 50 ist neutral und 100 bedeutet extreme Gier. Aktuell sieht dieser so aus:

Derzeit sind die Anleger in der Masse also „gierig“, jedoch nicht extrem gierig. Vor einem Jahr hingegen herrschte extreme Angst vor – mit einem Score von gerade einmal 7.

Von der Angst anderer profitieren

Liegt der Fear & Greed Index bei unter 20, liegt also extreme Angst vor, könnten gute Kaufkurse erreicht sein. Könnten. Denn: Zum Einen kann der Index auch noch auf 14 oder 9 purzeln – und ebenso die Kurse. Zum Anderen können die fallenden Aktienkurse auch tatsächlich bedingt durch eine Wirtschaftskrise beziehungsweise Rezession sein. Dann werden natürlich auch die Anleger – nicht unbegründet – panisch.

Fürchten sich hingegen die Anleger (und verkaufen ihre Aktien), ohne dass es einen realen Grund gibt – beziehungsweise die Gründe noch nicht eingetretene Befürchtungen sind (Brexit, Trump-Wahl,…) – liegen mit hoher Wahrscheinlichkeit gute Kaufkurse vor. So zum Beispiel Ende 2018/Anfang 2019:

Fear & Greed Index von 2017 bis 2019
Kurs S&P500 von 2017 bis 2019

Dieses Beispiel ist besonders anschaulich, da hier ein Fear & Greed Index von 12 auf einen stark einbrechenden Kurs des S&P500 traf. Aber auch 2015/16 findet man zwei gute Beispiele.

Fazit

„Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen.“

„Sei ängstlich, wenn andere gierig sind. Sei gierig, wenn andere ängstlich sind.“

Die Sprüche von Carl Mayer von Rothschild, Warren Buffett und anderen Börsenlegenden haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Wer in Phasen der Angst einen kühlen Kopf bewahrt kann mitunter Aktien im „Sonderangebot“ kaufen. So waren Anfang 2019 etwa Apple und Facebook für unter 130 Euro, Adidas für unter 190 Euro und Adobe für unter 200 Euro zu haben. Obwohl dies wunderbare Unternehmen sind, wurden sie mit einem deutlichen Abschlag – unter ihrer „unverbindlichen Preisempfehlung“ – gehandelt.

Nachdem sich der Nebel gelichtet hatte zogen die Kurse wieder gen Norden – und der Fear & Greed Index erreichte recht schnell wieder „gierige“ Werte. Weltuntergang abgeblasen.

Demnächst folgt wieder eine Aktien-Analyse. Welches Unternehmen das ist bleibt vorerst geheim. Einen Spruch gebe ich jedoch noch mit auf den Weg: „An apple a day keeps the doctor away“. Ich für meinen Teil werde jetzt jedenfalls erst einmal einen schönen Apfel verspeisen 😉

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