Das irgendwann wieder eine Rezession kommt ist vermutlich unumstößlich. In letzter Zeit jedoch wird vermehrt das Gefühl vermittelt, dass die Rezession schon morgen eintritt. Klar: Only bad news are good news. Doch ist die Lage tatsächlich schon so ernst?
Fakten vs. vermittelte Unsicherheit
Es gibt Instrumente, um die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes zu messen. Zum Glück müssen wir uns dazu nicht durch Massen von Daten wühlen. Das haben bereits andere für uns gemacht, und durch das Internet kommen wir schnell und sogar kostenlos an die Ergebnisse. Eine dieser Organisationen, die die Daten für uns aufbereiten, ist „The Conference Board“. Mit dem LEI (Leading Economy Index) vereint die Organisation verschiedene Parameter und kann somit messen, ob eine Rezession droht. Da bei mir derzeit die US-Wirtschaft übergewichtet ist, interessiert mich die dortige Entwicklung natürlich besonders. Der LEI sieht derzeit so aus.
Es ist zwar eine Verlangsamung ab etwa 2017 zu erkennen, jedoch noch lange keine Rezession. Der CEI gibt übrigens die gesamtwirtschaftliche Entwicklung an und läuft dem LEI dadurch hinterher. Der LEI ist somit eher als Frühindikator geeignet. Die grau eingezeichneten Bereiche sind die wirklichen Rezessionen von 2001 und 2008. Auch wenn wir etwas näher heranzoomen, geben die Daten derzeit keinen Anlass zur Sorge.
Und was macht Europa/Deutschland?
Als die Sorgenkinder können hingegen Deutschland und Großbritannien bezeichnet werden.
Wohingegen Frankreich deutlich besser dasteht.
Die Forderungen, dass Deutschland dringend mehr Geld in die Wirtschaftsentwicklung stecken muss, sind also nicht wirklich aus der Luft gegriffen. Dagegen wehrt sich die Politik jedoch (Stichwort: schwarze Null). Noch stützen die Verbraucher mit Ihren Ausgaben, bedingt durch einen starken Arbeitsmarkt, die Wirtschaft. Fällt diese Komponente jedoch weg, könnte es durchaus brenzlig werden.
Da ich auch ein paar China-Werte (Alibaba, Tencent, Baidu) besitze, hier noch der entsprechende LEI.
Die weiteren Aussichten
Auch zu den Aussichten für 2020 hat sich „The Conference Board“ geäußert. Die Organisation geht auch für das nächste Jahr nicht von einer weltweiten Rezession aus – es sei denn, ein größerer geopolitischer Konflikt eskaliert (Iran, Hongkong, Handelsstreitigkeiten). Die USA (+2%) und China (+3% bis +3,4%) werden weiter wachsen.
Den Rückgang der Industrieproduktion sehen sie nahe dem Tiefpunkt, sodass auch hier eine Erholung einsetzen könnte. Das könnte Deutschland helfen, einer Rezession zu entkommen.
Für Großbritannien geht die Organisation hingegen von einer Rezession aus – egal, ob es zu einem Brexit mit oder ohne Deal kommt.
Hier noch ein paar Grafiken, die das in Aussicht gestellte Wachstum des Bruttoinlandsprodukts bis 2029 zeigen.
Fazit
Auf keinen Fall sollten Anleger ihre Aktien/ETFs Hals über Kopf verkaufen, nur weil wieder einige Medien vor dem bevorstehenden Crash und einem heißgelaufenen Markt warnen.
Aufgrund der Aussichten bleibt mein Fokus auch weiterhin auf dem US-Markt. Wem das zu fokussiert ist, der kann auch auf einen World-ETF zurückgreifen. Denn auch das globale Wachstum soll sich nicht wirklich eintrüben.
Den LEI (und auch andere Indikatoren) werde ich weiter beobachten und die Ergebnisse hier vorstellen. Bis jetzt jedoch zeichnet sich nicht ab, dass wir auf eine ausgewachsene Rezession zusteuern.