Wann ist es Zeit, eine Aktie zu verkaufen?

Eine Aktie zu kaufen fällt oft leichter, als den richtigen Zeitpunkt zum Verkauf zu finden. Oft liegt das daran, dass keine Kriterien definiert wurden, ab wann man sich von einem Investment trennen möchte. Ich möchte hier einen Überblick geben, anhand welcher Indikatoren ich grob entscheide, ob ich eine Aktie verkaufe.

Inhalt

Warum es nötig ist, sich von Aktien trennen zu können

Viele Anleger beziehungsweise Investoren haben Probleme damit, sich von einer Aktie zu trennen. Der Kauf wird meistens aufgrund von Fundamentaldaten und/oder Charttechnik getroffen – bei dem Gedanken an einen Verkauf dominieren jedoch die Emotionen. Besonders wenn der Kurs fällt hoffen viele auf eine baldige Wendung oder rechtfertigen ihr Festhalten an der Aktie mit dem „Buy & Hold“ Gedanken. So sammeln einige Anleger über die Zeit abgestürzte Aktien in ihrem Depot.

Um dem entgegenzuwirken – also schlecht laufende Investments frühzeitig zu reduzieren oder zu beenden und gut laufende Aktien möglichst lange zu behalten – hänge ich dem „Buy & Hold“ gerne noch ein „… & Check“ an.

Kriterien, die zum Verkauf einer Aktie genutzt werden können

Um einen Verkauf zu rechtfertigen, kann man sowohl die Fundamentaldaten-Analyse als auch die Charttechnik verwenden.

Die Entscheidungsfindung bei der Verwendung der Fundamentaldaten ist dabei meist aufwendig, weshalb ich diese Art oft überwiegend verwende, um ein Unternehmen zu verstehen und lohnende Einstiegspunkte für den Kauf einer Aktie zu finden. Erst danach schaue ich mir den Kurs an. Für einen (Teil-)Verkauf verwende ich jedoch überwiegend charttechnische Aspekte und ziehe bei Auffälligkeiten beziehungsweise „Warnsignalen“ zusätzlich noch mögliche Änderungen in den Fundamentaldaten hinzu.

Für meine Routine verwende ich dabei die Indikatoren:

  • Gleitende Durchschnitte (50, 100, 200; bei Bedarf auch noch weitere Durchschnitte)
  • MACD
  • Volumen
  • Supertrend
  • evtl. auch noch volumengewichtete Durchschnittspreise (Anchored VWAP)

Bei einigen Aktien finden sich so bestimmte Muster, die man nutzen kann, um einen Einstieg oder Ausstieg aus einer Aktie zu definieren. Ein paar Beispiele:

StoneCo

StoneCo befand sich zeitweise in meinem Depot. Am 16.08.2021 jedoch verkaufte ich die Aktie, da sich mehrere Verkaufssignale angehäuft hatten. Dazu gehörten:

  • Negatives Momentum
  • Gebrochener Supertrend
  • Verlust des MA50 und zügig auch des MA100 (im Chart auf Wochenbasis)
Chart StoneCo

Endgültig getrennt habe ich mich dann mit dem Unterschreiten des MA100 zu etwa 50 Dollar. Bei den Fundamentaldaten haben sich zudem bei dem brasilianischen Zahlungsdienstleister regulatorische Aspekte geändert, die das Geschäftsmodell stark gestört haben.

Pinterest

Auch die Aktie von Pinterest befand sich von etwa Juli 2020 bis Juli 2021 in meinem Depot mit einem Einkaufspreis von rund 25 Dollar.

Die Punkte 1 und 2 auf dem Bild zeigen, wann die Aktie für mich näher in Betracht kam (1) und wann ich meine Positionen ausgebaut habe (2).

3. zeigt, wann der MACD ins Negative geriet. Allerdings hielt zu der Zeit der Supertrend noch weiter und auch die gleitenden Durchschnitte wurden nicht gebrochen.

Ab dem Punkt 4 änderte sich auch dies und der Supertrend generierte ein „Sell“-Signal.

Anschließend wurden sowohl der MA50 als auch der MA100 unterschritten und konnten nicht zurückerobert werden, sondern galten nun als Barriere. Bei rund 55 Dollar kürzte ich die Position, bei zirka 45 Dollar verkaufte ich den gesamten Bestand. Fundamental kamen rückläufige Nutzerzahlen hinzu.

Chart Pinterest

Exponent

Als Beispiel kann auch das eher unbekannte Unternehmen Exponent dienen. Seit etwa 2011 befand sich der Kurs sozusagen auf einer eindeutigen Schiene. Quasi mustergültig hielt immer der MA100, selbst im „Corona-Crash“. Erst diese Woche änderte sich dies.

Zwar generierten die Indikatoren „Supertrend“ und „MACD“ immer mal wieder Signale, die zur Vorsicht mahnten, jedoch hielt immer sozusagen die letzte Barriere in Form des MA100.

Im ersten Bild siehst du den Trend und wie lange dieser gehalten hat. Die blauen Pfeile markieren den MA100, der gelbe Pfeil ganz rechts weist auf den Bruch dieses Trends hin.

Chart Exponent

Und hier noch einmal den Chart vergrößert auf die jetzige Situation.

Chart Exponent 2

Solche Aktien beziehungsweise Unternehmen sind es, die ich versuche zu kaufen. Hier zum Beispiel hätte man sich knapp 10 Jahre zurücklehnen können, bevor man hätte agieren müssen. Leider ist es jedoch schwierig, solche Aktien (früh) zu finden, die entsprechende Muster ausbilden. Doch hat man sie identifiziert, können sie lange Freude bereiten.

Fazit

Es gibt noch viele weiteren Indikatoren und Merkmale, anhand derer sich Aktien bewerten und einordnen lassen. Ganze Bücher befassen sich mit diesem Thema und es lohnt sich, diese zu lesen und das Wissen im Hinterkopf zu behalten. Mein Ziel war es daher in diesem Artikel herunterzubrechen, wie man routiniert und standardisiert auf Aktien blicken kann und welche doch recht einfachen Signale dabei helfen – mit dem nötigen Wissen über weitere Methoden -, zu einer Entscheidung zu kommen.

Wie seht ihr das? Benutzt ihr andere Indikatoren oder habe ich vielleicht etwas Wichtiges übersehen? Ich hoffe jedenfalls, dass ich euch mit diesem Beitrag ein paar spannende Einblicke geben konnte und freue mich auf eure Kommentare 🙂

Schreibe einen Kommentar