Wie Crash-Propheten Geld verdienen: Der „Wertefonds“ von Marc Friedrich und Matthias Weik

Mit dem Buch „Der größte Crash aller Zeiten“ haben es Friedrich und Weik wieder in die Bestseller-Listen geschafft. Doch die Autoren bieten eine Lösung an, mit der man sein Geld in Sicherheit bringen kann: Den „Wertefonds“. Ein schönes Beispiel, wie man Panik schüren und mit den Ängsten und Sorgen der Menschen gleich doppelt Geld verdienen kann.

Die Crash-Propheten Weik und Friedrich

Schon seit 2012 sehen Friedrich und Weik den Crash kommen. Und haben ihre Gedanken natürlich auch schon in anderen Büchern wie „Der Crash ist die Lösung“, „Der größte Raubzug der Geschichte“ oder „Sonst knallt’s! Warum wir Wirtschaft und Politik radikal neu denken müssen“ verarbeitet. Auch diese Bücher haben sich gut verkauft. Und sie behandeln immer die gleichen Themen: Steigende Verschuldung, gesellschaftliche Umbrüche, Scheinwohlstand.

Die „German Angst“ wird hier gut getriggert.

So sieht „Vermögenssicherung“ laut Friedrich und Weik aus

2023 soll es spätestens soweit sein. Es bleiben also noch maximal 3 Jahre. Höchste Zeit also, sein Geld in Sicherheit zu bringen. Die „perfekte Vermögenssicherung“ sieht laut Friedrich und Weik dabei so aus:

AnlageklasseMaximaler Anteil (für Berechnung)
Edelmetalle30 Prozent (20 Prozent)
Diamanten10 Prozent (5 Prozent)
Immobilien (schuldenfrei)30 Prozent (20 Prozent)
Wald, Wiesen, Acker15 Prozent (10 Prozent)
Aktien15 Prozent (10 Prozent)
Whiskey, Uhren, Kunst15 Prozent (10 Prozent)
Bitcoin5 Prozent
Bargeld20 Prozent (15 Prozent)
Fremdwährungen2 Prozent
Staatsanleihen3 Prozent
Summe:145 Prozent (100 Prozent)

Wie das für die meisten Anleger möglich sein soll, die Vorschläge von Friedrich und Weik umzusetzen, bleibt ein Rätsel.

Nehmen wir als Beispiel ein Depot von 40.000 Euro. Das entspricht ungefähr der durchschnittlichen Depotgröße eines deutschen Anlegers. Für die Berechnung habe ich oben in der Tabelle die Gewichtungen etwas angepasst. So würde ein Anleger etwa 20 Prozent in Edelmetalle, 5 Prozent in Diamanten usw. investieren.

Die Aufteilung von 40.000 Euro würde dann so aussehen:

AnlageklasseAufteilung
von 40k Euro lt. Friedrich und Weik
Edelmetalle8.000 Euro (20 Prozent)
Diamanten2.000 Euro (5 Prozent)
Immobilien (schuldenfrei)8.000 Euro (20 Prozent)
Wald, Wiesen, Acker6.000 Euro (15 Prozent)
Aktien4.000 Euro (10 Prozent)
Whiskey, Uhren, Kunst4.000 Euro (10 Prozent)
Bitcoin2.000 Euro (5 Prozent)
Bargeld6.000 Euro (15 Prozent)
Fremdwährungen800 Euro (2 Prozent)
Staatsanleihen1.200 Euro (3 Prozent)
Summe: 40.000 Euro (100 Prozent)

Das ist so einfach nicht machbar und auch sonst wenig sinnvoll.

Dazu kommt auch noch, dass Friedrich und Weik ohne Kosten kalkulieren. Weder mit Mehrwehrtsteuer, noch mit Transaktions-, Lager- und sonstigen Kosten. Das kann man bei Edelmetallen/Diamanten, Immobilien und Co. nicht einfach weg lassen. Der Wert des Geldes wird hier nicht erhalten, sondern dauerhaft geschmälert.

Der „Wertefonds“ – Handbremse für das Depot

Für den durchschnittlichen Anleger haben Friedrich und Weik aber die (vermeintliche) Lösung: Den „Wertefonds“. Dieser wurde 2016 gegründet und ist seit 2017 investierbar. Selbst managen die beiden den Fonds jedoch nicht. 65 Prozent des Fondsvermögens verwaltet die Plutos Vermögensverwaltung, 35 Prozent die Knoesel & Ronge Vermögensverwaltung. Das Gesamtfondsvermögen beträgt derzeit rund 30 Mio. Euro.

Der Chart des „Wertefonds“ seit Januar 2017 sieht so aus:

Chart des "Wertefonds" seit Januar 2017
Chart des „Wertefonds“ seit Januar 2017

Nicht wirklich berauschend. Plus 6 Prozent über 3 Jahre mit einem Drawdown von zwischenzeitlich rund 11 Prozent.

Der Vergleich mit ETFs auf den S&P 500 und den MSCI World offenbart, wie viel Rendite man mit einer Anlage in den „sicheren“ Wertefonds verpasst hätte. Und wir sprechen hier nur über die letzten 3 Jahre.

Vergleich Wertefonds und ETFs auf den S&P 500 und MSCI World
Vergleich Wertefonds und ETFs auf den S&P 500 und MSCI World

Rund 40 Prozent Rendite wurden verpasst. Wer also 40.000 Euro Anfang 2017 im „Wertefonds“ angelegt hat, kommt jetzt auf etwa 42.000 Euro. 40.000 Euro im ETF auf den MSCI World wären aktuell etwa 55.000 Euro wert. Mit einer Anlage in den ETF auf den S&P 500 hat sich das Geld sogar auf rund 58.000 Euro vermehrt.

So urteilt auch die Zeitschrift „Finanztest“ über den „Wertefonds“: Unterirdische Renditen, hohe Kosten, ethisch fragwürdig.

Denn: Den Fonds lassen sich Friedrich und Weik einiges Kosten. 1,94 Prozent pro Jahr plus eine Erfolgsgebühr von 7,5 Prozent auf den Überschuss. Diese Erfolgsgebühr wurde bisher jedoch noch nicht fällig.

Beworben wird der Fonds zudem mit „Moral, Anstand und Ethik“. Wie das zu einer Anlage in Goldminenkonzerne und Diamanten passe, dahinter setzt auch „Finanztest“ ein großes Fragezeichen.

Interessant ist auch, was Friedrich und Weik über ETFs zu sagen haben:

„Das neueste Produkt der Banken, um Ihnen Ihr sauer verdientes Geld aus der Tasche zu ziehen, sind sogenannte ETFs (Exchange Traded Funds). Hierbei handelt es sich nicht wie oftmals behauptet um eine Aktienanlage! Diese Anlage enthält keine Aktien. Es werden lediglich mit Terminkontrakten Kursentwicklungen nachgebildet. Ich persönlich lasse die Finger von solchem Irrsinn.“ 

„Der größte Raubzug der Geschichte“ (S. 188)

Da haben zwei Personen aber nicht wirklich verstanden, was ETFs eigentlich sind. Und so etwas kommt von Finanz-„Experten“, landet als Bestseller in den Regalen und die Autoren tingeln durch diverse Talkshows.

Es gibt noch viele weitere Beispiele, die zeigen, wie falsch Friedrich und Weik oft liegen. Finanzen100 hat sich in einem Artikel die Arbeit gemacht, die Thesen der Crash-Propheten zu checken.

Fazit

Ähnlich wie die Fonds anderer Anbieter lohnt sich auch der „Wertefonds“ für Anleger nicht. Die größten Profiteure sind hierbei diejenigen, die die Ängste und Sorgen der Menschen ausnutzen. Denn genau hier setzt das Geschäftsmodell von Crash-Propheten wie Friedrich und Weik an.

Dabei wäre es für Anleger deutlich besser, sich an den wirklich erfolgreichen Investoren zu orientieren. Peter Lynch etwa meint:

„Die Anleger haben weitaus mehr Geld verloren, als sie sich auf Korrekturen vorbereiteten oder versuchten, Korrekturen vorherzusehen, als bei den Korrekturen selbst.“

Schon der Vergleich zwischen den ETFs und dem „Wertefonds“ weiter oben zeigt, was das für einen kurzen Zeitraum bedeuten kann.

Jetzt fragen sich vielleicht manche: Aber für hohe Vermögen geht es doch tatsächlich vorrangig um Werterhalt und nicht mehr darum, möglichst hohe Renditen zu erhalten. Und ja, natürlich sagt jemand mit einem Depot von 20.000 Euro wenn der Markt 50 Prozent fällt: „Ok, dann lege ich 5.000 Euro, 6.000 Euro,… nach“. Bei 800.000 Euro, 900.000 Euro oder gar bei Depots im (mehrstelligen) Millionen-Bereich sieht das aber vermutlich anders aus. Oder auch bei älteren Anlegern, die eine hohe Volatilität – zum Beispiel aufgrund des nahenden Renteneintritts – aus ihren Depots nehmen möchten.

Hierfür gibt es aber deutlich schlauere Antworten als die von Friedrich und Weik. Eine kommt von einem der erfolgreichsten Hedgefonds-Manager der Welt: Ray Dalio. Seine Lösung – das „Allwetter-Portfolio“ – ist dabei nicht nur bewährt, sondern lässt sich sogar kostengünstiger nachahmen als der „Wertefonds“. Dieses spannende Konzept stelle ich euch im nächsten Beitrag vor.

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