Sparkassen und Volksbanken versuchen derzeit wieder vermehrt Kunden für Ihre Fonds zu gewinnen. Tatsächlich gehen die Menschen in Deutschland gerne zu einer Bank, um sich dort zu Aktien und Fonds beraten zu lassen. Viele vertrauen dabei auf die beiden Institute. Doch wie gut sind die dort angebotenen Fonds?
Der deutsche Fondsmarkt
In Deutschland gibt es vier große Anbieter, die den Fondsmarkt bestimmen: DWS (Kooperation mit Deutscher Bank und DVAG), Deka (Sparkassen), Union Investment (Volks- und Raiffeisenbanken) und Allianz Global Investors (Kooperation mit Commerzbank und Allianz-Netzwerk). Zusammen stehen die Anbieter für 70% des Marktanteils.
Besonders beliebt sind jedoch die Sparkassen und Volksbanken. Dank des großen Filialnetzes bieten sie persönliche Beratungen und meist feste Ansprechpartner. Das ist für viele Menschen weiterhin ein wichtiges Kriterium. Zudem genießen die Banken laut Umfragen (im Vergleich zu anderen Anbietern der Finanzbranche) ein hohes Vertrauen.
Wenn’s ums Geld geht…
Wir reisen etwas in der Zeit zurück. Und zwar zum 8. Januar 2010. Wir machen uns gerade auf den Weg zur Sparkasse. Mit dicker Jacke, Mütze und Schal, denn Sturm- und Schneetief DAISY zieht übers Land. Noch kurz die Wettermeldung auf unserem iPhone 3GS weggewischt und los geht’s. Der Schnee knarzt unter den Stiefeln. Obwohl wir dick eingepackt sind zieht die Kälte so langsam die Beine hoch. Zum Glück ist die Bank nicht weit entfernt. Denn wir wollen unsere angesparten 5000 Euro anlegen. Eine Idee gibt es schon. Ein Fonds soll es sein.
Angekommen, bietet uns der Berater zuerst ein warmes Getränk an. Nach den Formalitäten beginnt das Beratungsgespräch. Der Berater fragt, ob wir ein iPhone besitzen (ja), bei Facebook registriert sind (ja) und auch Amazon nutzen (ja). Er schlägt uns daher einen Fonds vor, der überwiegend auf den Technologie-Sektor setzt. Die Performance von 2002 bis 2010 liegt zwar bei -44% (-7,5% p.a.), dafür ist der Kurs des Fonds über ein Jahr bereits um über 30 Prozent gestiegen. Wir zögern zwar noch, der Berater schafft es aber, uns von den Chancen der neuen Technologien zu überzeugen. Die 5000 Euro gehen also in einen Fonds mit dem Namen Deka-Technologie CF (ISIN: DE0005152623).
Zum Glück.
Angekommen im 6. Dezember 2019 schauen wir in unser Depot und freuen uns. Unser Berater hat uns damals einen Fonds empfohlen, der sich in der Zwischenzeit ausgezeichnet entwickeln soll. Aus den 5000 Euro wurden 19.962 Euro oder plus 299,25%.
Sind wir statt zur Sparkasse zu einer Volksbank gegangen, haben wir mit dem „UniSector: HighTech A“ (LU0101441672) einen ähnlichen Wertzuwachs.
Bis auf weitere Technologie und BioTech-Fonds (die aber über die letzten 5 Jahre kaum oder negative Renditen aufweisen) kommt auf Sicht von 10 Jahren erst einmal lange kein Fonds der beiden Anbieter auf eine ähnliche Performance. Irgendwann taucht dann der DekaLux-USA TF mit +250% über 10 Jahre auf.
Die Couch-Potato
Anderes Szenario. Wieder zurück im 8. Januar 2010. Wir haben keine Lust, bei der Kälte das Haus zu verlassen und setzen uns lieber einen warmen Tee auf. Dann starten wir den Computer und recherchieren im Internet, wie man sein Geld gewinnbringend anlegen kann. Es dauert nicht lange und wir finden ein Produkt, das sich „ETF“ nennt.
Wir möchten nicht ausschließlich auf einen speziellen Sektor setzen, sondern lieber eine breite Palette an Unternehmen in unserem Portfolio haben. Wir schätzen jedoch die neuen Technologien, können uns noch gut an die Präsentation des ersten iPhone im Jahr 2007 erinnern, und möchten die entsprechende Branche deshalb übergewichten. Die Wahl fällt also auf zwei Index-ETFs: Einen auf den S&P 500 und auf einen auf den Nasdaq 100. Jeweils 2500 Euro legen wir in die beiden ETFs.
6. Dezember 2019
Wir öffnen unser Depot und überprüfen die Performance unserer ETF-Auswahl. Das tiefe Grün erfreut uns. S&P 500 (+311%) und Nasdaq (+522%) liegen deutlich im Plus (inkl. Dividenden). Insgesamt sind aus unseren 5000 Euro rund 25.800 Euro geworden. 10.300 Euro ist der ETF auf den S&P 500 nun wert, 15.500 der ETF auf den Nasdaq 100.
Etwas unfair ist der Vergleich, das gebe ich zu. Schließlich haben wir zwei Fonds mit dem Fokus auf High-Tech gegen eine Mischung aus zwei ETFs – einer deckt alle Sektoren ab (S&P 500), der andere ist sehr technologielastig (Nasdaq 100) – antreten lassen. Für einen realistischen Vergleich hätten wir jedoch nur einen ETF – den auf den Nasdaq 100 – nehmen dürfen. Hätten wir die 5000 Euro also nur in den Nasdaq-ETF gesteckt, dann hätten wir nach 10 Jahren sogar 30.500 Euro daraus gemacht. Etwas über 10.000 Euro mehr als mit einem der (beziehungsweise den besten) aktiv gemanagten Fonds von Volksbank oder Sparkasse.
Lass dir nicht irgendein Produkt verkaufen
Es gibt aber noch ein weiteres Problem mit den Fonds. Und zwar das angelegte (verwaltete) Vermögen. Die beiden genannten Top-Performer haben nur rund 300 Mio. (Deka) bzw. rund 200 Mio. (Union Investment) angesammelt. Das ist extrem wenig. Realistischer ist, dass uns im Beratungsgespräch eher ein großer Fonds angeboten wurde.
Der größte Fonds bei Union Investment ist derzeit der „PrivatFonds: Kontrolliert“ (rund 19 Mrd.). Performance seit Auflage (2010) – etwas mehr als +33%. Bei der Deka wurde uns stattdessen eventuell ein Immobilienfonds (Deka-ImmobilienEuropa, +30%, 15,6 Mrd.), die Deka-BasisAnlage A60 (+17%, 3,4 Mrd.) oder – mit etwas Glück – der Deka-GlobalChampions-CF (+160%, 1,1 Mrd.) empfohlen.
Darum meine Bitte:
Du darfst natürlich zu einer Bank gehen und eine Beratung in Anspruch nehmen. Der Berater kann dir mitunter einen guten Überblick über verschiedene Finanzprodukte bieten und Fragen direkt klären. Lass dir aber nicht irgendeinen Fonds aufdrücken. Überprüfe die Zusammensetzungen der angebotenen Fonds und frage solange nach, bis du alles verstanden hast. Denn es ist dein Geld, mit dem letztendlich auch der Berater bezahlt wird. Und das soll gut angelegt sein.
Im einem der nächsten Beiträge geht es deshalb darum, mit welchen Tricks die Berater versuchen, dir einen Fonds zu verkaufen. Davor erscheint aber vermutlich noch eine weitere Aktien-Analyse. Bis dahin eine schöne Vorweihnachtszeit.
Tolle Information und gut verständlich. Danke