Wie man wunderbare Unternehmen findet (Teil 3): Aktien-Screening

Wenn wir wunderbare Unternehmen finden wollen, ist ein Schritt von entscheidender Bedeutung: Das Aktien-Screening. Dank des Internets und der Digitalisierung stehen uns die benötigten Tools überall und sogar kostenfrei bereit. Und doch wissen einige Anleger nicht, dass es die Finanz-Werkzeuge überhaupt gibt oder wie sie die Programme richtig für sich nutzen können.

Erfolgreiches Aktien-Screening

Wer sein Geld in Aktien anlegt, der möchte sein Geld vermehren. Klar. Doch um sein Geld gut zu investieren, muss man zuerst erfolgreiche Unternehmen finden. Bei den abertausenden Aktien gar nicht so einfach!?

Außer man weiß, wonach man sucht. Dazu muss man sich jedoch zuerst eine Strategie erarbeiten.

Bekanntlich können unterschiedliche Methoden zum Erfolg führen. Ich zum Beispiel suche nach Unternehmen mit einer starken oder führenden/beherrschenden Marktstellung, die eine solide Bilanz aufweisen und in einer wachsenden Branche tätig sind. Diese Strategie geht eher ins Value-Investing. Andere hingegen suchen nach Aktien mit einem vielversprechenden Chart im Minuten-, Tages oder Wochentakt. Die fundamentalen Daten sind bei dieser Methode nicht ausschlaggebend. Wieder Andere hingegen suchen nach sehr schnell wachsenden (High-Growth) Unternehmen, die noch gar nicht profitabel sind und eine ganz neue Branche erschließen. Wichtig ist, dass du dich für eine Strategie entscheidest und weißt, wie du sie anwenden musst.

Starke Unternehmen finden

So unterschiedlich die Strategien sind, so verschieden sind auch die Ergebnisse, die man beim Aktien-Screening erhält. Mein Aktien-Screening ist größtenteils auf die Entwicklung der Fundamentaldaten bei bereits etablierten Unternehmen bedacht. Wichtig sind mir also die Entwicklung der Gewinne, der Umsätze und der Rentabilität. Ich beziehe jedoch auch grobe Aspekte der Charttechnik mit ein, um Trends und gute Einstiegs- beziehungsweise Nachkaufkurse zu erkennen.

Erwähnen möchte ich noch, dass es beim Screening noch nicht auf Anhieb möglich ist, die „perfekte“ Aktie zu finden. Man sollte also nicht nur den Screener arbeiten lassen und blind die ersten Ergebnisse kaufen. Eine richtige Sortierung ist erst mit einer tiefergehenden Analyse möglich.

Der Screener ist insofern nur ein Filter, der die für uns uninteressanten Unternehmen ausblenden soll. Ähnlich wie bei einer Auto-Suche auf einem Vergleichs-Portal, bei der wir auch nur bestimmte Ergebnisse, wie etwa den Kilometerstand oder den gewünschten Fahrzeugtyp, angezeigt bekommen möchten.

Schritt 1: Aktien-Screening mit Finviz

Im Artikel „Warnung vor Schnäppchen-Aktien“ bin ich schon kurz auf den Aktien-Screener von Finviz.com eingegangen. Dieser bietet neben technischen auch fundamentale Filter an.

Dazu gehst du auf Finviz.com und klickst oben im Reiter auf „Screener“. In der Mitte findest du dann den Reiter „Fundamental“.

Derzeit sind etwa 383 Seiten mit jeweils 20 Ergebnissen pro Seite gelistet. Jede einzelne Aktie zu betrachten würde viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Also müssen wir unsere Auswahl eingrenzen.

Im fundamentalen Screener stelle ich dazu meistens nur drei Filter ein.

  • EPS growth next 5 years -> Over 10%
  • Sales growth past 5 years -> Over 10%
  • Return on Investment -> Over +10%

Die Ergebnisse sortiere ich dann nach „Market Cap“.

Die Liste hat sich auf 8 Seiten verkürzt und sieht jetzt so aus:

Screening-Ergebnisse Finviz.com

Hier kann man sich mindestens schon einmal etwas Inspiration holen, in welche Richtung man seine Suche intensivieren könnte. Über die Eingruppierung der Unternehmen kann man hier und da eventuell streiten, in unserem Fall dominieren aber die Sektoren Technologie/Software und Healthcare die Suchergebnisse.

Schritt 2: Aktien-Screening mit Yahoo

Noch etwas feiner kann man den Yahoo-Screener einstellen. Neben vorgegebenen Einstellungen wie „Technologieaktien mit Wachstum“ oder „Geringe Marktkapitalisierung“ kann man auch seinen eigenen Screener erstellen.

Neben den Sektoren, bei mir mit dem Fokus auf Healthcare, Technology und Communication Services, kannst du auch die Branche genauer definieren. Etwa „Medical Devices“, „Information Technology Services“ oder „Entertainment“.

Unter „Weitere Filter“ lege ich meistens fest:

  • 1 Jahr % Veränderung EPS größer als 10
  • 1 Jahr Veränderung EBITDA % größer als 10
  • 1 Jahr % Veränderung EPS 15 – 25, 25 – 50, 50 – 100, >100
  • Eigenkapitalrentabilität % größer als 10
  • EBIT/Zinsaufwand (LTM) größer als 1
  • (Altmanscher Z-Faktor größer als 2.5)
  • (Marktkapitalisierung größer als 500 Mio)

Die Ergebnis-Liste sieht dann so aus:

Screening-Ergebnisse Yahoo Finanzen

Schritt 3: Kursentwicklung auf Traderfox prüfen

Wir haben also ein paar spannende Aktien gefunden. Das würde uns aber nichts bringen, wenn nicht auch die Kursentwicklung für diese Unternehmen sprechen würde. Auf Tradefox kann man dazu den Sparplan-Simulator verwenden. Sagen wir, wir interessieren uns für „Edwards Lifesciences“.

Dazu stelle ich folgende Parameter ein:

  • Startkapital: 10.000,00
  • monatlicher Sparbetrag: 0
  • 01.01.2008
  • Basiswert: Edwards Lifesciences (Dollar Indikation)

Mit „Aktualisieren“ wird dann der Chart gezeichnet.

Simulation einer Anlage in Edwards Lifesciences

Aus unseren 10.000 Dollar wären seit dem 1.1.2008 rund 193.000 Dollar geworden. Die Jahresperformance betrug etwa 27%. Toll an der Darstellung ist auch, dass wir den maximalen Drawdown erkennen. Also den Verlust, den wir maximal hätten ertragen müssen und auch die Zeit, bis es wieder zu einem neuen Allzeithoch gekommen ist. Daher setze ich auch das Datum meistens auf den 1.1.2008, um zu sehen, wie sich eine Aktie in einer Krisensituation – in dem Fall der Finanzkrise – geschlagen hat.

In dem Chart möchte ich grundlegend zwei Eigenschaften sehen: Eine Jahresperformance von mindestens 15 Prozent seit 1.1.2008 sowie seit 10 Jahren und 5 Jahren und einen maximalen Drawdown von 60 Prozent.

Schritt 4: Weiteres Screening und Analyse

Wenn es dir noch immer zu viele Ergebnisse sind oder du kein passendes Unternehmen gefunden hast, kannst du auch noch weitere Filter hinzufügen – etwa Insider-Transaktionen oder die PEG-ratio – oder auch Filter wegnehmen.

Anschließend beginnt erst die eigentliche Arbeit. Denn nun heißt es, eine fundamentale Analyse durchzuführen, Geschäftsberichte zu lesen und die Visionen und Zukunftschancen des Unternehmens zu erkunden. Hilfreich hierfür sind z.B. eine Checkliste zur Aktien-Analyse und eine Vorlage zum Eintragen der Finanzdaten.

Fazit

Aktien-Screener sind Werkzeuge, die früher nur von Finanz-Profis und Banken genutzt werden konnten, uns heutzutage aber sogar kostenlos bereit stehen. Wunderbare Unternehmen zu finden, die dem eigenen Anlage-Stil entsprechen, ist daher für uns einfacher denn je. Und auch unsere Chancen, erfolgreich zu investieren, haben sich deutlich verbessert.

Es bedeutet aber auch, aktiv zu werden, sich entsprechend zu bilden und seine Anlage-Entscheidungen selbst zu treffen, anstatt seine finanzielle Zukunft ausschließlich an Bank-Berater und Fonds-Manager abzutreten. Der eigene Kopf ist der beste Vermögenswert. Das sollte man, mit den Möglichkeiten, die uns heute offen stehen, nutzen.

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