Warren Buffett: Aktionärsbrief (Shareholder Letter) 2021 – Die wichtigsten Aussagen

Vor ein paar Tagen ist der Aktionärsbrief von Warren Buffett (Shareholder Letter) für das Jahr 2021 erschienen. Es ist immer wieder interessant, seine jährlichen Mitteilungen zu lesen und seine Einschätzungen zur aktuellen und zukünftigen Marktentwicklung zu erfahren. Die meiner Meinung nach interessantesten Aussagen habe ich hier zusammengefasst. Am Ende des Artikels findet ihr zudem sowohl den vollständigen, originalen Brief (englisch), als auch die ins Deutsche übersetzte Version als Download.

Inhalt

Berkshire und das US-Finanzministerium

Oft schon hat Buffett betont, dass es keine gute Idee sei, gegen Amerika zu wetten. Auch in diesem Brief findet sich diese Bemerkung wieder. Er geht dieses Mal jedoch auch noch etwas genauer auf den „stillen Partner“ – er meint damit die amerikanische Regierung beziehungsweise das US-Finanzministerium – von Berkshire ein. Er sagt, dass sich Amerika seit 1965 (zu der Zeit übernahm Buffett Berkshire Hathaway) auch ohne Berkshire prächtig entwickelt hätte; jedoch wäre aus Berkshire nie ein solches Unternehmen geworden, wenn es seine Heimat nicht in den USA hätte.

Er skizziert in diesem Abschnitt des Aktionärsbriefs kurz die Entwicklung von Berkshire und wie das US-Finanzministerium heute davon profitiert. So habe Berkshire in den ersten neun Jahren nach der Fusion insgesamt nur 337.359$ gezahlt, also „lächerliche“ 100$ pro Tag. Heute jedoch, aufgrund der Reinvestition von Gewinnen und des Zinseszins-Effekts, zahle Berkshire etwa 9 Millionen Dollar pro Tag beziehungsweise 3,3 Milliarden Dollar pro Jahr an das Finanzamt. Dazu kämen noch ausländische Steuern und sonstige Abgaben.

Ich bin mir nicht ganz sicher, worauf Buffet hier abzielt beziehungsweise ob ich diesen Abschnitt richtig interpretiere. Ich vermute jedoch, dass es ihm darum geht, aufzuzeigen, dass sich die Unternehmen und die Finanzministerien nicht als „Gegner“ sondern als „Partner“ verstehen sollten. Zu hohe Abgaben würden dazu führen, dass die Gewinne nicht im Unternehmen angelegt werden können und der von ihm erwähnte Zinseszins-Effekt sich nicht entfalten kann. Andererseits schafft die Regierung mit den Geldern der Unternehmen (und Bürger) erst das entsprechende Umfeld (Bau von Infrastruktur, Sicherheit, …), damit sich diese wirtschaftlich positiv entwickeln können.

Die „vier Giganten“

Wie auch im letzten Aktionärsbrief stellt Buffett die „vier Giganten“ vor, die den größten Teil des Wertes von Berkshire ausmachen.

An der Spitze stehe dabei das Versicherungsgeschäft. Er erwähnt dabei, dass dieses „Produkt“ nie veraltet sein wird und dass das Umsatzvolumen im Allgemeinen mit dem Wirtschaftswachstum und der Inflation steigen werde.

Der zweite Gigant sei Apple. 5,55 Prozent betrage derzeit die Beteiligung, gegenüber von 5,39 Prozent im Vorjahr. Der Anstieg resultiere dabei vollständig aus Aktienrückkäufen – und jeder Anteil von 0,1 Prozent betrage eine Steigerung für Berkshire von 100 Millionen Dollar. Der effektive Anteil von Berkshire an den Gewinnen belief sich somit 2021 auf 5,6 Milliarden Dollar. Er erwähnt dies auch, da in den GAAP-Gewinnberichten nur 785 Millionen Dollar ausgewiesen werden, also die Dividendenzahlungen von Apple an Berkshire.

Als nächstes folgt BNSF, die Eisenbahngesellschaft. Die Züge hätten 2021 143 Millionen Meilen zurückgelegt und dabei 535 Millionen Tonnen Fracht transportiert. Kein anderes amerikanisches Transportunternehmen würde so viel bewegen. Bei der Erwähnung des Gewinns (6 Milliarden Dollar) erlaubt er sich noch eine interessante Bemerkung:

Er rede hier über die „altmodische“ Art von Gewinn, also nach Zinsen, Steuern, Abschreibungen,… Buffett warnt davor, auf die derzeit im Trend liegenden „täuschenden Anpassungen“ der Erträge hereinzufallen. Sie seien häufiger und auch phantasievoller geworden. Er sagt dazu, dass (grob ins Deutsche übersetzt) „Bullenmärkte aufgeblähte Bullen züchten“ würden („[…]bull markets breed bloviated bull“). Der Begriff „Bloviation“ wird auch bezeichnet als „die Kunst, so lange zu sprechen, wie es der Anlass erfordert, und nichts zu sagen“; also ein Stil für zwar pompöse und „aufgeblähte“ Reden, die jedoch ohne wirklichen Inhalt gefüllt sind.

Der letzte Gigant sei BHE (Berkshire Hathaway Energy). Auch bei der Erwähnung dieses Teils von Berkshire setzt er nochmal einen kleinen Seitenhieb mit der Bemerkung, dass BHE sich verstärkt in den Bereichen Windkraft und Solarenergie engagiere und damit nicht zu einer der derzeit in Mode gekommenen „Greenwashing“-Geschichten gehöre.

Der Cashberg von Berkshire

Berkshire wird seit längerer Zeit dafür „kritisiert“, eine riesige Menge an Barmitteln und Barmitteläquivalenten zu halten – derzeit rund 144 Milliarden USD. 120 Milliarden Dollar davon seien US-Schatzbriefe.

Er sagt, am liebsten sei er immer zu 100 Prozent investiert. Derzeit seien 80 Prozent des Vermögens in Unternehmen angelegt, jedoch fänden Charlie und er zum jetzigen Zeitpunkt keine Unternehmen, die die entsprechenden Kriterien für langfristiges Halten erfüllen würden.

Dies sei besonders damit zu begründen, dass niedrige Zinsen die Preise aller Anlagen treiben würden – egal ob Aktien, Immobilien, Ölquellen,… „Zinssätze werden immer wichtig sein“ erwähnt er dabei im gleichen Absatz.

Berkshire bevorzuge es daher derzeit, eigene Aktien zurückzukaufen.

Noch ein Einschub: Die Grafik habe ich zwar schon öfter eingebracht, jedoch sieht man relativ eindrucksvoll, welchen „Spielraum“ die Zinsen derzeit hätten, wenn man sich an der seit 1981 gültigen Trendlinie orientiert. Bei etwa 2,8 Prozent liegt diese „Grenze“ derzeit. Etwas konkreter werde ich darauf im nächsten Depot-Update (Februar 2021) eingehen.

Verlauf 10-jährige US-Staatsanleihen

Der „Orang-Utan-Effekt“ und was sonst noch zwischen den Zeilen steht

Buffett geht in dem Brief auch noch kurz auf die Wertberechnung von Berkshire ein („Float“ der Versicherung pro Aktie) und erzählt die Geschichte von dem verstorbenen CEO und Gründer von TTI (einer Tochtergesellschaft von Berkshire), Paul Andrews.

Zudem blickt er zurück auf seine eigene Entwicklung und erzählt davon, wieviel Freude es ihm immer bereitet habe, Kurse zu halten und sein Wissen – von der fünfte Klasse seines Enkels bis zu den Studenten – weiterzugeben. Das Unterrichten, ebenso wie das Schreiben, hätten ihm geholfen, seine Gedanken zu entwickeln und zu sortieren. Sein Partner Charlie nenne dieses Phänomen den „Orang-Utan-Effekt“: Wenn man sich mit einem Orang-Utan zusammensetzt und ihm seine Ideen erklärt, hinterlässt man vielleicht einen verwirrten Primaten – seine eigenen Gedanken erscheinen jedoch nach dem „Gespräch“ klarer zu sein.

Fazit

Viel Neues gab es für Berkshire 2021 nicht zu berichten, das schreibt Buffett auch selbst in dem Aktionärsbrief. Dennoch finden sich an manchen Stellen interessante Anmerkungen. Etwa die Warnung vor den derzeit im Trend liegenden „phantasievollen“ Geschäftsberichten oder auch der Hinweis auf die Zinssensitivität, womit er eventuell auf eine mögliche Korrektur einiger Assets anspielt. Auch die Inflation erwähnt er, wobei er Berkshire dafür gerüstet sehe.

Wer den Brief selbst lesen möchte, findet über den Download-Button sowohl die Original-Fassung als auch die deutsche Übersetzung.

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