In der Börsen-Welt gibt es so manche Abkürzungen. Eine davon lautet TINA. TINA steht dabei für „There Is No Alternative“; Es gibt keine Alternative. Schauen wir uns etwas genauer an, was es damit auf sich hat.
TINA – There is no Alternative
Es ist fast schon absurd: Wir erleben eine der schwersten Wirtschaftskrisen, massenhaft Jobs gehen verloren – und der S&P 500 steigt zwischenzeitlich auf ein neues Allzeithoch. Wie passt das zusammen?
Ein (wesentlicher) Grund: TINA.
Denn: Anleger wollen weiterhin Renditen erzielen. Das geht zum Beispiel mit Aktien, Immobilien, oder Staatsanleihen. Oder? Naja, mit Staatsanleihen nicht (mehr) wirklich beziehungsweise nur noch bedingt. Denn die Notenbanken haben die Zinsen massiv gesenkt und kaufen Anleihen auf. Die Folge: Deutsche (10-jährige) Bundesanleihen notieren bei etwa -0,55 Prozent, US-Staatsanleihen immerhin noch leicht positiv bei rund 0,8 Prozent.
Nun muss man noch wissen: Eine (unsichere) Anlage in Aktien wird in Relation zu einer (sicheren) Anlage in Staatsanleihen gesehen. Siehe dazu auch „Equity Risk Premium„.
Sinken die Zinsen, steigen daher im Gegenzug zumeist auch die Aktienkurse. Und wenn die Zinsen nahe, gleich oder sogar unter 0 Prozent fallen? Dann gibt es keine Alternative mehr für Renditen. Die Finanz-Akteure sind „gezwungen“, ihr Geld an der Börse anzulegen.
Wie machtvoll niedrige Zinsen sein können, darüber haben sich auch schon André Kostolany* …
„Wenn die Zinsen fallen, dann muss man an der Börse einsteigen, ohne großes Wenn und Aber.“
André Kostolany
… und Warren Buffett geäußert.
„If the interest rates were held at 0% for 50 years, the Dow would hit 100.000“
Warren Buffett, CNBC-Interview, 2016
Fazit
TINA ist gut für diejenigen, die ihr Geld bereits an der Börse angelegt haben. Und schlecht für die, die noch immer an der Seitenlinie stehen und den Großteil ihres Geldes auf dem – möglicherweise sogar kostenpflichtigen – Girokonto parken: Sei es aus Angst, Desinteresse, oder weil sie (finanziell und/oder aufgrund fehlender (Finanz-)Bildung) einfach nicht die Möglichkeiten dazu haben.
Die meisten Menschen akzeptieren die kalte „Enteignung“, sprich den inflationsbedingten Kaufkraftverlust, einfach.
Durch den abgeänderten Kurs der FED und EZB könnte es die Nicht-Anleger sogar noch härter treffen. Denn von nun an wird auch eine Inflation über 2 Prozent akzeptiert, wenn sie die Jahre davor unter 2 Prozent lag. Und das sind viele Jahre.
Auch viele Staaten sind nun nämlich mehr denn je in einer TINA-Situation: Sie brauchen Inflation. Nur durch ausreichende Inflation ist es überhaupt möglich, die Schulden tragbar zu halten.
Null- oder sogar Negativzinsen werden uns also vermutlich noch einige Zeit begleiten.
Genauso wie auch TINA.