Wie man einen Aktien-Hype erkennen kann – Teil 2

Im ersten Teil, wie man einen Aktien-Hype erkennen kann, ging es um eher allgemeine Kennzeichen einer Spekulations-Blase. Etwa wie euphorisch die Anleger gestimmt sind, ob viel auf Kredit spekuliert wird oder wie stark die Medien von Aktien berichten. Im zweiten Teil möchte ich mehr auf Details und Daten eingehen, die für eine Überbewertung beziehungsweise einen Hype an der Börse beziehungsweise bei einer Aktie sprechen können. Und auch, wie man das Ende einer Blase erkennen kann.

Inhalt

Drohende Überbewertung/Aktien-Hype im Chart erkennen

Man muss kein Experte sein, um anhand weniger Indikatoren eine mögliche Überbewertung oder sogar einen Hype im Chart einer Aktie erkennen zu können. Dank des Internets stehen uns die Werkzeuge dafür sogar kostenlos bereit.

Zunutze machen kann man sich auch den Umstand, dass derzeit viele Momentum-Trader – also Trader, die, salopp gesagt, einfach blind dem Trend einer Aktie folgen – am Markt agieren und dadurch (Sach-)Werte teilweise in absurde Höhen getrieben werden. Was in die andere Richtung natürlich ebenso gilt.

Kennt man deren Strategien, ist es möglich, eine Trendumkehr früh zu erkennen. Und sich davor zu schützen, in einen Aktien-Hype zu geraten.

Tools, Indikatoren und Webseiten

Zuerst: Als Webseite nutze ich meistens Tradingview.com. Aber auch die kostenlosen Versionen zum Beispiel von Guidants.com oder Yahoo Finanzen bieten die nötigen Indikatoren an.

Indikatoren, die ich standardmäßig verwende, sind:

  • Volumen
  • Simple Moving Average (Gleitender Durchschnitt)
  • SuperTrend
  • MACD (Schnelle Periode: 12, langsame Periode: 26)

Zudem verwende ich einen Wochen-Chart und eine logarithmische Skalierung.

Wer jetzt etwas abgeschreckt ist: Einfach die folgenden Screenshots vergrößern und auf die roten Pfeile achten oder einen Hilferuf in den Kommentaren hinterlassen 😉

Beispiele für eine Spekulations-Blase anhand von Chart-Indikatoren

Bitcoin

Sehr schön zu erkennen ist eine solche Trendumkehr am Chart von Bitcoin/USD.

Zu sehen ist hier der Chart von 2014 bis 2019.

Chart von Bitcoin mit Indikatoren

Der Pfeil oben links zeigt, dass es sich um einen Wochenchart handelt. Unten rechts ist zu erkennen, dass der Chart auf „logarithmische Skalierung“ gestellt ist.

Der grüne und rote Bereich mit den „Buy“- und „Sell“-Flaggen ist der Supertrend-Indikator. In der Mitte befindet sich das gehandelte Volumen. Ganz unten ist der MACD-Indikator platziert.

Was sehen wir: Wer rein nach dem Supertrend-Indikator gehandelt hat (Wochenchart, logarithmische Skalierung), der konnte in dieser Zeit hohe Gewinne einfahren und sich vor großen Verlusten schützen.

Zudem war der MACD eine gute Unterstützung. Sobald die blaue Linie die orange Linie von oben kreuzte war es Zeit, seine Bitcoin zu verkaufen. Denn der Trend (positives Momentum) wurde gebrochen. Eine gute Zeit zu kaufen war, wenn andersherum die blaue Linie die orange Linie von unten durchbrochen hat.

Außerdem erfolgte die Korrektur ziemlich genau bis auf die 200-Tage-Linie.

Wer als Anleger also im Januar 2018 vor der Frage stand, ob er – nach dem Rückgang von etwa 19.000 Dollar auf 10.000 Dollar – jetzt die vermeintlich günstigen Kurse als Einstieg nutzen sollte, konnte sehen: alle Zeichen stehen auf rot. Die Korrektur erfolgte noch viel weiter bis auf etwa 3.000 Dollar.

Zudem war anhand des stark ansteigenden MACD-Indikators ersichtlich, dass sich hier vermutlich ein Hype, oder zumindest eine Überbewertung, gebildet hat.

Wie es derzeit aussieht:

Bitcoin/USD-Chart

Noch befindet sich der Bitcoin im „grünen“ Bereich. Und auch die blaue Linie ist noch ein gutes Stück von der orangenen Linie entfernt. Es scheint sich jedoch wieder ein „Hype“ aufgebaut zu haben. Wie lang eine solche Phase jedoch anhält, ist kaum realistisch abzuschätzen.

Cisco

Wer die Dotcom-Blase aktiv miterlebt hat oder die Geschichte kennt der weiß, dass Cisco damals quasi als DIE Internet-Aktie galt. Und tatsächlich lief die Aktie großartig. Von 1994 bis Anfang 2000 standen über 4.000 Prozent Kurssteigerung auf der Börsentafel.

Die Wenigsten werden wohl damals die Möglichkeiten gehabt haben, den Chart mit diversen Indikatoren auswerten zu können. Rückblickend jedoch können wir entsprechende Lehren daraus ziehen.

Den Hype – und wann dieser ein Ende fand – kann man theoretisch bereits erkennen, wenn man nur auf die Indikatoren schaut und den Kursverlauf außer acht lässt:

Chart von Cisco 1994 bis 2004
Bewertung Cisco 1996 bis 2004

Ein solcher Trendbruch, gepaart mit einer hohen fundamentalen Bewertung und rückläufigen Umsatz- und Gewinnzahlen, bedeutet fast zwangsweise einen Crash.

Daimler und John Deere als Hype-Indikator?

Man kann auch andere Aktien verwenden, um zu überprüfen, ob eventuell eine Überbewertung am Markt entsteht. Denn auch Aktien, die eventuell weniger mit dem aktuellen Trend-Thema zu tun haben, werden häufig mit nach oben gespült. Dabei schaue ich zum Beispiel ab und an bei Daimler oder John Deere vorbei.

Besonders Daimler war in den vergangenen 20 Jahren dabei überaus gut geeignet, einen Rückgang an der Börse anzuzeigen. Etwa in den Jahren 2000, 2007/2008 und 2015.

Chart von Daimler

Auch die Aktie von John Deere konnte 2008 als Indikator für einen drohenden Rückgang dienen. Derzeit befindet sich der Wert auf einem wahren Höhenflug.

Chart von John Deere

Man muss allerdings auch hier die Gesamtumstände beachten:

John Deere wurde in mindestens einen der derzeit beliebten „ARK“-ETFs aufgenommen und profitiert zugleich von den stark steigenden Rohstoff-Preisen. Daimler befindet sich im „Wandel“ – weg vom Verbrennungsmotor, hin zur Elektromobilität – wodurch das Geschäft nicht mehr mit der Situation von vor 5, 10, 20 Jahren vergleichbar ist.

Verschuldung der Investoren steigt

Auch die Verschuldung der Investoren kann als Indikator für eine möglich Blase am Aktienmarkt herangezogen werden.

In den Grafiken ist der Verlauf des S&P 500 sowie die Verschuldung der US-Anleger angegeben.

Gut zu erkennen ist die stark ansteigende Verschuldung seit etwa 2012. Aktuell steigt diese erneut stark an.

Auch hier sei jedoch erwähnt: Die Notenbanken betreiben eine geänderte Fiskalpolitik und animieren (institutionelle) Anleger, Kredite zu verwenden. Wie aussagekräftig die Daten daher sind, eine Spekulationsblase zu erklären, wird sich zeigen.

Fazit

Wie auch im ersten Teil bereits erwähnt, möchte ich mit diesem Beitrag zeigen, dass man – auch als Anleger, der optimistisch in die Zukunft blickt – die Risiken nicht völlig ausblenden sollte. Manchmal kann es durchaus opportun sein, sich bei einer völligen Entkopplung des Aktienkurses von einem Teil der entsprechenden Aktien zu trennen. Und es selten ratsam ist, einem Hype nachzulaufen. Siehe dazu auch die Charts von Cisco, Microsoft ect. von 2000. Dazu muss man jedoch erkennen, auf welche Zeichen man achten muss, um eine Trendwende zu erkennen.

Auch das möchte ich hier jedoch noch einmal sagen: Langfristiges Anlegen in einem breiten Index wie dem S&P 500 oder MSCI World, gekoppelt an einen Sparplan und einem Nachkauf in schwächeren Börsen-Phasen, hat bisher jedem Sturm getrotzt.

Und: Auch an schlechten Börsen-Tagen gab es immer wieder Aktien, die sich überdurchschnittlich gut entwickelt haben. Diese zu finden, und Hype-Aktien beziehungsweise gnadenlos überbewertete Unternehmen zu meiden, sollte das Ziel eines Anlegers sein. Klingt zwar logisch. Leider handeln jedoch viele Anleger genau entgegen dieser Logik.

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