Vorsicht vor Dividendenaktien

Immer wieder werden auf diversen Webseiten sogenannte Dividendenaktien gelobt. Sie stehen für solide Werte mit einem ertragreichen Geschäft – so die Meinung. Manche werden gar mit wohlklingenden Titeln wie etwa „Dividenden-Aristokrat“ geadelt. Doch Vorsicht: Eine hohe Dividende verspricht keineswegs auch hohe Renditen.

Die Falle mit der Dividende

„Unglaubliche 5 Prozent Dividendenrendite“, „Jetzt bei diesem Dividenden-König einsteigen“: Wohl jeder hat eine dieser oder eine ähnliche Schlagzeile schon auf einem Finanzportal gelesen. Gar als der neue Zins werden Dividenden manchmal bezeichnet. Dabei gibt es deutlich mehr zu beachten, als nur die aktuelle Dividendenrendite. Auch wenn die Finanzportale meist etwas anderes suggerieren.

Die Ausschüttungsquote

Ein Unternehmen muss wirtschaftlich arbeiten. Damit das geht, müssen Gewinne anlaufen, die dann reinvestiert werden können. Manchmal entscheidet sich ein Unternehmen jedoch auch dazu, den Anteilseignern – sprich den Aktionären – einen Teil zurückzuzahlen. Das ist an sich nichts Schlechtes. Es kann jedoch problematisch werden, wenn die Gewinne stagnieren oder gar einbrechen und es zu Umwälzungen in der Branche kommt, die hohe Investitionen erfordern. Bisher großzügige Dividendenzahler können nun in ein Dilemma kommen: Wird die Dividenden weiter gezahlt, fehlt das Geld im Unternehmen. Wird die Dividenden gekürzt, laufen die Anteilseigner davon. Manche Unternehmen kommen nun zu dem Entschluss, lieber die Dividende aufrecht zu erhalten.

So zahlte etwa ThyssenKrupp im Geschäftsjahr 17/18 eine Dividende von 15 Cent je Aktie – bei einem Gewinn von lediglich 1 Cent. Das ergibt eine Ausschüttungsquote von 1500 Prozent. Für 2018/19 wird eine gleichbleibende Dividende von 15 Cent angepeilt – diesmal jedoch bei einem Verlust von 12 Cent.

Chartverlauf von Thyssenkrupp über 5 Jahre
Chartverlauf von Thyssenkrupp über 5 Jahre Screenshot: Yahoo Finance

Wie bekannt steht auch die Autoindustrie vor großen Herausforderungen. Dennoch leisten sich mit Daimler und BMW auch eine der Lieblingsaktien der Deutschen weiter hohe Dividenden. Hier ist man jedoch den Weg der Dividendenkürzungen gegangen. Dennoch ist eine Ausschüttungsquote von rund 40 Prozent für mein Empfinden immer noch viel zu hoch. Zumal kaum Spielraum nach oben ist. Und gerade das ist wichtig.

Chartverlauf von Daimler über 5 Jahre
Chartverlauf von Daimler über 5 Jahre Screenshot: Yahoo Finance

Die Charts offenbaren zudem die „Stabilität“ der Unternehmen. Auch die Dividende kann übrigens die Kursverluste bei beiden Aktien nicht wett machen.

Korrelation zwischen Dividendenwachstum und Kurs

Viel eher sollte auf eine kontinuierliche Dividendensteigerung bei gleichzeitig steigenden Gewinnen geachtet werden. So erhöht man stetig die „eigene“ Dividendenrendite und nimmt gleichzeitig auch noch die Kurssteigerungen mit.

Adidas etwa hat seine Dividende seit 2014 von 1,50 Euro je Aktie auf 3,35 Euro gesteigert. Das entspricht einer prozentualen Steigerung von rund 123 Prozent oder 17,43 Prozent pro Jahr. Der Kurs stand 2014 übrigens bei rund 80 Euro. 2019 sind es schon rund 260 Euro. Eine beachtliche Kursentwicklung von 225 Prozent oder 26 Prozent pro Jahr. Ohne Dividende. Die kommt noch oben drauf.

Tatsächlich ist es so, dass die Steigerung der Dividende oft in Korrelation mit der Kursentwicklung steht. Bei Adidas bewegt sich daher seit Jahren die Dividendenrendite konstant um 1,5 Prozent herum.

Der Clou: Die eigene Dividendenrendite liegt seit 2014 nun schon bei zirka 2,3 Prozent. Neueinsteiger müssen sich vorerst mit etwa 1,5 Prozent begnügen.

Chartverlauf von Adidas über 5 Jahre
Chartverlauf von Adidas über 5 Jahre Screenshot: Yahoo Finance

Leider werden solche Zusammenhänge kaum herausgestellt. Viel eher wird nur die momentane Dividendenrendite betont. Dabei entfalten sich die Potentiale der Dividenden besonders über einen langen Zeitraum. Vorausgesetzt, das Unternehmen bleibt profitabel und steigert die Dividenden kontinuierlich.

Neben kurzen Vorstellungen von Aktientiteln meines Wikifolios werde ich mich noch etwas weiter mit den Mythen rund um Dividendenaktien beschäftigen und auch eine der in letzter Zeit prominent gewordenen Strategie – die „Dividenden-Strategie“ – näher beleuchten.

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