Warren Buffett: Aktionärsbrief (Shareholder Letter) 2020 – Die wichtigsten Aussagen

Vor ein paar Tagen ist der Aktionärsbrief von Warren Buffett (Shareholder Letter) 2020 erschienen. Es ist immer wieder interessant, seine jährlichen Mitteilungen zu lesen und seine Einschätzungen zur aktuellen und zukünftigen Marktentwicklung zu erfahren. Die meiner Meinung nach interessantesten Aussagen habe ich hier zusammengefasst. Am Ende des Artikels findet ihr zudem sowohl den vollständigen, originalen Brief (englisch), als auch die ins Deutsche übersetzte Version als Download.

Inhalt

Die düstere Zukunft

Buffett sagt, dass der größte Teil des Wertes von Berkshire in vier Unternehmen liegt. Der wertmäßig größte Bereich davon ist die Schaden-/Unfallversicherung. Diese sei anders aufgestellt als die Wettbewerber, was insofern ein Vorteil sei, da die allermeisten Konkurrenten sich somit auf Anleihen konzentrieren müssten.

Dann geht er auf einen Punkt ein, den auch ich in meinem letzten Depot-Update erwähnt habe: Die sinkende Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe. Lag diese im September 1981 noch bei 15,8 Prozent, betrug die Rendite zum Jahresende 2020 nur noch 0,93 Prozent. Und ist damit um 94 Prozent gefallen. Er erwähnt auch Deutschland und Japan, wo die Renditen sogar negativ ausfallen. Buffett schlussfolgert: „Festverzinsliche Anleger – ob Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften oder Rentner – sehen einer düsteren Zukunft entgegen.“.

Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe 1981-2021

Was er damit wohl auch meint: Ein Ende der niedrigen Zinsen und weiter sinkenden Renditen auf (Staats-)Anleihen ist nicht so schnell zu erwarten.

Er warnt jedoch davor, den Ausweg in riskanteren Krediten zu sehen. Dazu verweist er auf die Bankenkrise (Savings-and-Loan-Krise) in den 1980er Jahren.

Berkshire und Apple

Im Aktionärsbrief kommt Buffett auch auf Apple zu sprechen mit Blick auf die Macht von (steigenden) Dividenden und Aktienrückkäufen.

So begann Berkshire Ende 2016 damit, Apple-Aktien zu kaufen und beendete die Käufe Mitte 2018. Insgesamt besaß Berkshire zu diesem Zeitpunkt 5,2 Prozent der Apple-Aktien.

Trotz eines zwischenzeitlichen (geringen) Verkaufs besitzt Berkshire nun 5,4 Prozent an Apple. Kostenlos, wie Buffett bemerkt. Wie das?

Durch Aktienrückkäufe, da somit die Anzahl der ausstehenden Aktien reduziert wurde.

Gleichzeitig hat Apple Dividenden gezahlt. Im Schnitt flossen so jährlich 775 Millionen Dollar an Berkshire. Mit diesem Geld konnte Berkshire wiederum eigene Aktien zurückkaufen, wodurch die Aktionäre von Berkshire indirekt volle 10 Prozent mehr an Vermögenswerten und zukünftigen Erträgen von Apple erhalten.

Meiner Meinung nach im Grunde ein ziemlich simpler, aber cleverer und effektiver Move.

Setze auf innere Ruhe

Buffett warnt im Shareholder Letter vor „Technikern“, die einen darüber belehren, was einige Wackler im Chart für die nächste Bewegung einer Aktie bedeuten und man somit ständig zum Handeln aufgerufen wird.

Er erinnert daran, dass Unternehmenseigentum Reichtum produzieren kann. Die Zutaten: der Lauf der Zeit, innere Ruhe, ausreichende Diversifizierung und eine Minimierung von Transaktionen und Gebühren.

Insgesamt sei die Börse ein „Positivsummenspiel„. Als Beispiel nennt er einen Affen, der ein Portfolio aufbaut, indem er 50 Darts auf ein Brett wirft, auf dem alle im S&P 500 enthaltenen Aktien gelistet sind. Wenn der Affe besonnen und geduldig ist, wird er somit im Laufe der Zeit Dividenden und Kapitalerträge genießen können – solange er nie in Versuchung gerät, seine „Auswahl“ zu verändern.

Never bet against America

Buffett wiederholt zudem einen Satz, den man schon in vorherigen Aktionärsbriefen findet: Wetten Sie niemals gegen Amerika.

Er begründet dies damit, dass Amerika ein Inkubator für die Entfesselung menschlichen Potentials sondergleichen sei. Trotz einiger schwerer Unterbrechungen war der Fortschritt des Landes atemberaubend. Langfristig gesehen werde sich diese Entwicklung fortsetzen.

Fazit

Es war wie immer spannend, den Shareholder Letter von Warren Buffett zu lesen. Interessant sind jedoch nicht nur Themen, die er erwähnt – sondern auch die Themen, die er nicht erwähnt. Auf die aktuelle Corona-Krise etwa geht er so gut wie gar nicht ein. Nur in einem Nebensatz bemerkt er, dass trotz der mehr als sechswöchigen Schließung der NFM-Filialen (Einrichtungshäuser) neue Umsatzrekorde aufgestellt wurden.

Das kann man meiner Meinung nach auch so verstehen: Da Buffett auf die langfristigen Entwicklungen achtet, könnte er möglicherweise annehmen, dass die Corona-Krise keine nachhaltigen wirtschaftlichen Schäden anrichten wird und bereits die richtigen Maßnahmen zur Bewältigung getroffen wurden.

Wer möchte, kann sich den Aktionärsbrief – in deutscher oder der originalen englischen Fassung – herunterladen und sich selbst ein Bild machen.

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